Fiktionen

Große Retrospektive des Neuenbürger Künstlers Johannes R. Lang

Ausstellung
Freitags, samstags und sonntags bis 4. Januar 2026
Schloss Neuenbürg, Südflügel

Johannes R. Lang lebt und arbeitet seit 1978 in Neuenbürg. Bereits in jungen Jahren setzte er sich mit Kunst und Gestaltung auseinander. „Alles was man darstellt, liegt vor uns, man muss es nur sehen.“

Am Anfang seiner Arbeiten stehen meist die Begegnungen mit Texten, Theaterstücken, mit Gedichten oder Romanen. Er sagt, dass der Mensch das einzige Wesen sei, das sehr früh ein Bedürfnis verspürte, Bilder zu erschaffen und ihnen eine Bedeutung zu verleihen. So lassen sich seine Bilder als Zyklus, als Geschichte betrachten: Seine Figuren sind oft widersprüchliche Menschen. Sie provozieren die Frage nach dem Ich und dessen Spiegelung im Anderen. Könige und andere Herrscher erscheinen darin als Symbol von Unterdrückung, Macht, Kampf, Tod und Elend.

Vor zehn Jahren hat sich Johannes Lang vollständig der Radierung zugewandt. Durch das Drucken von mehreren Titanzinkplatten übereinander, bei denen er verschiedene Tiefdrucktechniken wie Strichätzung, Aquatinta und Farbe kombiniert, wird eine besondere Intensität erreicht. So hat er eine eigene Form des Arbeitens mit dem Medium Druck ausgebaut und schafft dadurch ausdrucksstarke Werke.

In seinen Bilderserien arbeitet Lang ständig mit dem Kontrast zwischen figurativen und abstrakten Darstellungen. Er bezeichnet diesen Wechsel zwischen „Realer Kunst“ und „Konkreter Kunst“ als Suche, als Erklärungsversuche der realen Welt. Er zeigt in „Der Andere“ die Tiefgründigkeit einer Person durch andere Mittel, indem er zwölf Versionen des Portraits schafft. Diesen stellt er in „Fetisch“ neun Würdenträger gegenüber, die ausschließlich aus grafischen Elementen bestehen. Er meidet das Wort „abstrakt“, weil seine Formen autark sind. Sie stehen für sich und sind nicht aus einem realen Vor-Bild entstanden. Der Reichtum an Details, die Wandlungsfähigkeit, die starken Formen und Farben erzeugen einen visuellen Sog, der Erklärungsversuche provoziert. Hinzu kommen besondere Texturen, die eine lebendige Tiefe erzeugen.

Bei all der notwendigen exakten Planung und Steuerung im Herstellungsprozess schätzt Johannes Lang aber auch das Element des Zufalls. Er druckt nur kleine Auflagen von drei bis fünf Abzügen oder beschränkt sich ganz auf ein autorisiertes Blatt: Der eine, perfekte Druck ist das Ideal – im Widerspruch zur Kunstform des Drucks, die ja auf Vervielfältigung ausgelegt ist.

Text: Dr. S. Lang

Fotos: Kilian Ochs

Foyer und erster Raum

Zweiter Raum

Dritter Raum

Durchgang zum
vierten Raum

Vierter Raum

Eingangsbereich
und Korridor

Videos: Kilian Ochs

Die Vernissage fand am Abend des 28. November 2025 im Fürstensaal statt und wurde musikalisch eingerahmt von Stücken für Violine und Piano, beeindruckend dargeboten von Yevdokiya Petrenko (Violine) und Christian Knebel (Flügel). Bürgermeister Bader hielt die Begrüßungsrede, und Martin Vester erläuterte Langs Werk ausführlich. Nach der etwa einstündigen feierlichen Eröffnung rief der Künstler alle Anwesenden auf, sich in die Ausstellungsräume in den Südflügel zu begeben, wo sie den Abend vor Langs Werken und bei einem Glas Sekt ausklingen lassen konnten.

Fotos: Hans Fischer